Ein Hut mit einem Schleier aus schwarzer Spitze ziert einen Buchumschlag. Die zarten Spitzenornamente glänzen erhaben auf dem matten Untergrund und wirken wie ausgeschnitten – der erste Impuls: Die Betrachterin bzw. der Betrachter möchte das Buch unvermittelt anfassen, um die Struktur zu berühren und zu fühlen. Ein sinnliches Erlebnis, das Emotionen erzeugt und sogar den Wunsch weckt, das Buch zu kaufen. Joann Peck und Jennifer Wiggins haben diesen Zusammenhang untersucht. In einer Studie über haptische Empfindungen zeigen die US-Marketing-Professorinnen, dass Produktverpackungen, die sich interessant anfühlen, den Absatz steigern können.
Neben der Kundenzufriedenheit, ist es vor allem der Wunsch nach Umsatzsteigerung, der sowohl Druckereien als auch die Auftraggeber antreibt. Dabei legen derzeit die jüngeren Werbetreibende den Schwerpunkt auf Online-Prozesse und digitale Inhalte. Das wirkt durchaus legitim, denn leistungsstarke Algorithmen verfolgen Kundenreaktionen, leiten automatisch Interaktionen ein und messen, ob die Ziele erreicht wurden. Aber könnten die Reaktionen nicht auch deutlich mehr sein, und abseits digitaler Messbarkeit zu verstärkten Interaktionen mit dem Produkt oder Angebot führen? Jenseits digitaler Prozesse ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Menschen evolutionsbedingt sinnliche Wesen sind, die gerne Kataloge durchblättern und Broschürencover anfassen. Studien zeigen, dass das Kaufinteresse umso grösser ist, je länger man sich mit einem Produkt beschäftigt. Wenn Sie sich also von der Masse abheben und aussergewöhnliche sensorische Reaktionen bei Ihrer Kundschaft erzielen möchten, sollten Sie Verpackungen, Buchumschläge, Cover oder auch Kundenmailings für ausgewählte Anlässe mit haptischen Spezialeffekten veredeln. Die von Konica Minolta geförderte Studie „THE POWER OF PRINT“ hat eindeutig nachgewiesen, dass die Responserate analog zum Aufwand in der Kundenansprache steigt. Insofern ist der Einsatz von Veredelungen und Personalisierung für Agenturen nicht nur reiner Selbstzweck um der Schönheit willen, sondern hat direkten Einfluss auf die Steigerung der Responserate und damit auf die Erreichung oder Übererfüllung der gesetzten Ziele.
Der Weg aus der Nische
Was den Druck betrifft, so sind haptische Spezialeffekte wie Lackierungen und Metallisierungen schon sehr lange möglich. Allerdings waren sie lange Zeit nur dem Premiumsegment vorbehalten. Mit den klassischen Produktionsmethoden waren extravagante Veredelungen, durch zwingend benötigte, aufwändige Werkzeuge und Einrichtungsprozesse, teuer und zeitaufwendig, so dass sie als Dienstleistung gerade bei Kleinauflagen mit engen Terminen nicht in Frage kamen. Durch die Entwicklung digitaler Veredelungssysteme verändert sich der bisherige Status Quo. Mit den neuen digitalen Drucksystemen der JETvarnish 3D Reihe leitet Konica Minolta eine Trendwende für Druckdienstleister ein, die Auftraggeber besonders kreative und aufmerksamkeitsstarke Lösungen bieten. Das Ergebnis ist ein völlig neues, haptisches Erlebnis, das sich auf den ersten Blick von der Masse gewöhnlicher Druckerzeugnisse abhebt. Gleichzeitig erlaubt die Technologie, veredelte Druckerzeugnisse in gleichem Masse zu individualisieren wie farbige digital produzierte Erzeugnisse auch. So ziehen personalisierte Verpackungen oder Broschüren die Aufmerksamkeit der Kundschaft auf sich und maximieren die Resonanz.
Fühlbare und umweltfreundliche Metallisierungseffekte
Die neue Technologie veredelt mit präziser, InkJet-basierter Spotlackierungstechnik. Sie hebt bestimmte Bereiche durch 2D- oder 3D-Effekte hervor. Ein Geheimnis besteht darin, die Oberfläche des eingesetzten Substrats auf die Lackierung oder Metallisierung optimal vorzubereiten. Dies gelingt dank der inline Corona-Vorbehandlung. Sie konditioniert die Oberfläche des Bedruckstoffs mit einer definierten Oberflächenspannung, damit sich der Lack mit dem Bedruckstoff optimal vernetzen kann. Je nach Design wird der UV-Lack selektiv und schichtweise aufgetragen. Zusätzliche Effekte lassen sich mit Gold-, Silber- und weiteren Metallisierungsfarben erzielen. Dabei gilt: Je höher die Lackschichtdicke gewählt wird, umso stärker ist der haptische Effekt. Dank des innovativen AIS-Scanners, der für eine optimale Passgenauigkeit sorgt, lassen sich auch kombinierte Effekte in höchster Qualität realisieren. Auch beispielsweise für Brailleschrift kann der Lack für die geforderte Lackschichtdicke in mehreren Produktionsschritten randscharf und abriebsicher appliziert werden.
Sprach man in der Vergangenheit beim Einsatz einer Metallisierung von einer Folierung, präzisiert sich der Begriff heute, um den gestiegenen Anforderungen an die Nachhaltigkeit eines Druckproduktes zu entsprechen. Die von Konica Minolta verwendete Technologie bringt keine Folien auf das Druckprodukt auf, sondern überträgt nur die metallisierten Pigmente vom Folienträger. Diese Pigmente verbinden sich mit dem Lack, während der Folienträger in der Maschine verbleibt, wieder aufgerollt und später recycelt wird. Das bedeutet, dass bei der Metallisierung keine schädlichen Kunststoffabfälle entstehen, weder bei der Herstellung noch bei der Entsorgung der fertigen Druckerzeugnisse.
Aufschläge zahlen sich aus
Die von Konica Minolta vertriebene Technologie digitaler Druckveredelung wurde von MGI entwickelt und hat das Thema Veredelung damit für alle Auftraggebenden und Druckdienstleistenden erschwinglich gemacht - und das nicht nur für Luxusaufträge. Dennoch gibt es Kund*innen, die den Kostenaufschlag und die längere Vorlaufzeit im Vergleich zu einem rein farbigen Standarddruck scheuen. Dabei gibt es mittlerweile unzählige Beispiele für die Wirksamkeit der neuen Technologie. „Einer unserer Kunden hat sich für eine Lackierung im Siebdruck für seinen Katalog entschieden. Wir haben auf eigene Kosten ein Muster mit digitaler 3D-Lackierung für den Umschlag produziert. Der Kunde war auf Anhieb so begeistert von dem Ergebnis, dass er die gesamte Produktion im Siebdruck stoppte und die Druckbögen von uns auf der MGI JETvarnish 3D Evolution veredeln liess“, berichtet ein Mitarbeiter einer Druckerei in Essen.
Das Beispiel zeigt: Wenn Druckkunden die möglichen Effekte gesehen und gespürt haben, wissen sie den innovativen Ansatz zu schätzen und sind bereit, dafür einen fairen Aufpreis zu zahlen. In der Studie „Beyond CMYK: The Use of Special Effects in Digital Printing“ von Keypoint Intelligence gaben europäische Druckeinkäufer*innen an, dass sie bereit sind, für Digitaldruckveredelungen einen Aufpreis von bis zu 89 Prozent gegenüber dem reinen CMYK-Druck zu zahlen. Von der gesteigerten Aufmerksamkeit bis hin zu einer höheren Wertschöpfung für Druckunternehmen ist die Veredelung daher eine Win-Win-Entwicklung für die Druckindustrie und deren Auftraggeber*innen.
Gedruckte Klänge und Gerüche?
Wer sich als Druckdienstleister*in vom Wettbewerb abheben, Kund*innen begeistern und so neue Umsatzpotenziale heben will, kommt an der digitalen Veredelung kaum vorbei, auch weil das Angebot klassischer Veredler stetig sinkt. Und wer weiss, welche emotionalen Innovationen die Zukunft bringen wird: Vielleicht werden neue Verfahren die Wellen in einem Reiseprospekt zum Rauschen bringen oder wir werden den Geruch von Gerichten auf Speisekarten riechen können. Es klingt utopisch, aber das ist es, was viele Experten bis vor kurzem auch über die digitale haptische Veredelung dachten.
Quelle: Konica Minolta