Wie nachhaltig ist der Digitaldruck wirklich?

Der Digitaldruck bietet viele Möglichkeiten für eine nachhaltige Produktion und eine Kreislaufwirtschaft. Es ist ein Wachstumsmarkt mit grossem Potenzial für ganzheitliche Ökostrategien.

Kompass Nachhaltigkeit in grün

Recycelbare Papiere, energiesparende Druckverfahren, personalisierte Produkte in kleinen Auflagen, umweltfreundliche Druckfarben - das sind nur einige der vielen Maßnahmen, die den Digitaldruck schon heute nachhaltiger machen. Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Akteure, von der Papierindustrie über die Druckmaschinenhersteller bis zu den Digitaldruckereien, zukunftsweisende Strategien entwickeln.

Markt für Digitaldruck im Aufschwung

In ihrem Bericht "The Future of Digital Printing to 2032" stellen die Marktforscher von Smithers der Digitaldruckindustrie für die nächsten zehn Jahre ein gutes Zeugnis aus und bescheinigen ihr einen gesunden Zustand. Im Jahr 2022 wird ihr weltweites Volumen auf rund 136,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Selbst wenn man den Krieg in der Ukraine, die damit verbundene Inflation und die gestiegenen Preise für Papier und Energie berücksichtigt, soll dieser Wert bis 2032 auf 230,5 Milliarden steigen, was wertmässig fast einem Viertel des gesamten Druckgeschäfts entspricht. 

Personalisierte Druckauflagen schonen die Umwelt 

Der Digitaldruck punktet heute bei kleinen und mittleren Auflagen als umweltfreundlicheres Druckverfahren im Vergleich zum Offsetdruck. Die im Offsetdruckverfahren übliche Belichtung der Druckplatten und der damit verbundene Chemikalienverbrauch entfallen, die Rüstzeiten werden auf ein Minimum reduziert. Die aus dem Offsetdruck bekannte Makulatur entfällt fast vollständig, und während des Druckvorgangs wird kein Wasser verbraucht. 

Die Personalisierung ist für die Nachhaltigkeit von digital gedruckten Werbemitteln von grundlegender Bedeutung. Im Gegensatz zu massenproduzierten Drucksachen, die nach dem Giesskannenprinzip verteilt werden und daher nur Rücklaufquoten im unteren einstelligen Bereich erreichen, werden bei individualisierten Produkten unnötige Streuverluste und Druckauflagen vermieden. Das spart Kosten und entlastet die Umwelt. Das moderne Motto lautet: Qualität statt Quantität! Denn mit personalisierten Digitaldruckprodukten lassen sich trotz kleinerer Auflagen zweistellige Responseraten erzielen. 

Ökologisch ist ein Verkaufsargument 

Druckereikunden haben ein wachsendes ökologisches Bewusstsein. Immer häufiger fragen sie vor der Bestellung nach Drucksachen aus Recyclingpapier. Im Jahr 2022 lag die europaweite Recyclingquote bereits bei 71 Prozent - Tendenz steigend. 

Recyclingpapiere und organische Substrate 

Die Papierindustrie baut ihr Angebot an Umweltpapieren kontinuierlich aus, insbesondere für den Digitaldruckbereich. Generell können immer mehr gängige Offsetpapiere ohne die übliche Vorbehandlung direkt und digital bedruckt werden. In vielen Bereichen zeichnet sich bereits ab, dass auch Inkjet-Druckprodukte auf dem besten Weg zu einer qualifizierten Öko-Zertifizierung sind. Darüber hinaus werden viele natürliche Materialien wie Hanf, Baumwollfasern, Bambus und sogar Kaffeereste in hohen Anteilen in ökologische Spezialpapiere eingearbeitet. Vor allem im Etikettendruckbereich wächst die Nachfrage nach ökologischen Bedruckstoffen - je nach Herkunft der Materialien sollte jedoch geprüft werden, ob es sich tatsächlich um nachhaltige Substrate handelt. 

Tinten, Toner & mehr 

Auch die Zusammensetzung der Tinten entwickelt sich in Richtung umweltfreundlicher Tinten und Nachhaltigkeit. Tinten auf Lösungsmittelbasis werden durch besser abbaubare wässrige Lösungen ersetzt, während Farbstofftinten allmählich verschwinden und pigmentbasierte Formeln dominieren. Ein wichtiger Aspekt für den Grad der Nachhaltigkeit eines Druckerzeugnisses ist die „Deinkbarkeit“, d. h. die Entfernung von Tinte oder Toner aus dem Papier. Dies ist von grosser Bedeutung, damit die entsprechenden Papiere problemlos in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden können. Verschiedene digitale Rollendrucksysteme wurden jetzt von der Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinkingtechnologie (INGEDE) offiziell zertifiziert - nach einem Test mit der bekannten INGEDE-Methode 11 und gemäss der "Deinkability Scorecard" des European Recovered Paper Council. Die Ergebnisse verschiedener Digitaldrucksysteme erreichten 90 bis 100 von 100 Punkten und wurden von der INGEDE zertifiziert oder akkreditiert.

Zertifizierter Druckprozess 

Viele Kunden suchen neben verantwortungsvoll produzierten Materialien auch eine Druckerei, die nachhaltig produziert und hochwertige Produkt- oder Unternehmenszertifizierungen anbietet. Im Idealfall erkennen sie bereits in der Druckvorstufe Gestaltungsfehler und korrigieren diese in Richtung einer umweltbewussten, ressourcen- und klimaschonenden Produktion. Drucksachen, die von Umweltdruckereien produziert werden, können mit Zertifikaten gekennzeichnet werden: Die auf diese Weise dokumentierte Verantwortung auf Drucksachen ist ein echter Mehrwert für Kunden. Sie stärkt die Positionierung ihrer Marken und Produkte und vermittelt den Empfänger der Druckerzeugnisse Vertrauen und Sicherheit. Die Mehrkosten für solche zertifizierten Drucksachen liegen zwischen fünf und 12 Prozent. Zertifizierungen wie das EU-Umweltzeichen, aber auch nationale Zertifikate und Standards sind möglich. 

Umweltfreundliche Druckereien zeichnen sich z.B. durch folgende Merkmale aus

  • ​Die Druckerei kann Druckerzeugnisse direkt kennzeichnen, zum Beispiel mit dem Blauen Engel für Druckerzeugnisse (DE-ZU 195) und/oder dem EU-Umweltzeichen. 
  • Das Unternehmen ist selbstzertifiziert, z.B. nach nationalen und internationalen Umwelt- und Energiemanagementsystemen.

  • Die Drucksachen und Papiere werden überwiegend aus recycelten Materialien hergestellt, was mit Abstand die nachhaltigste Wirkung auf die Umwelt hätte. Siegel für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung wie FSC, Cradle to Cradle oder der Blaue Engel für Recyclingpapier dokumentieren das Engagement des Unternehmens für die Kreislaufwirtschaft. 

  • Die technische Ausstattung ist nachhaltig, zum Beispiel durch energieeffiziente Druckmaschinen, Wärmerückgewinnungsanlagen, eigene Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen oder energiesparende Beleuchtungskonzepte. 

  • Das Unternehmen engagiert sich sozial, indem es internationalen Standards, wie den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen, beitritt und sich zu ihnen bekennt. 

  • Darüber hinaus können zertifizierte Kompensations- und Renaturierungsmassnahmen das Nachhaltigkeitsversprechen glaubhaft untermauern. 

 

Quelle: Konica Minolta